Kinder heute

  • Beitrag veröffentlicht:September 25, 2023
  • Beitrags-Kategorie:Allgemein

Als ich mich mit der Wahl meines Themas für diesen Blog entschieden hatte, wurde mir schnell bewusst, wie aktuell dieses Thema gegenwärtig ist. In meiner Arbeit als Kunsttherapeutin begleite ich Kinder in ihrer Entwicklung in der bildnerischen Sprache. Da es mir ein besonderes Anliegen ist, ein zeitgemässes Wissen anbieten zu können, habe ich dazu das Buch von Herbert Renz-Polster und Gerald Hüther- der eine Kinderarzt und der andere Hirnforscher gelesen. Beim Durchlesen konnte ich immer wieder wichtige Parallelen zu meiner Arbeit im Malatelier entdecken, welche ich dir nicht vorenthalten möchte.

In einer kurzen Zusammenfassung des Buches möchte ich dich auf die Reise mitnehmen und werde dazu den Bezug zum Malatelier herstellen.

Ich wünsche dir viel Vergnügen beim Lesen!

Abstraktes Bild in den Farben Grün,Blau, Gelb mit rotem Punkt und Saturn darauf gemalt.

«Malen, eine andere Form des Sprechens.»

Wie Kinder heute wachsen

Unsere Kinder wachsen in eine komplexe Gesellschaft hinein, eindeutig. In eine Welt immer komplizierterer Spezialisierungen. Sie brauchen eine bessere Vorbereitung als früher, mehr Kompetenzen im Umgang mit immer leistungsfähigeren Technologien. Sie benötigen heute Unmengen an Wissen- aber sie brauchen noch viel mehr!

Mitten in der modernsten Welt aller Welten brauchen sie Fähigkeiten, die auch die tollsten Computer und die besten Maschinen nicht haben- KREATIVITÄT zum Beispiel. Computer und Maschinen können Ideen umsetzen- aber die Ideen entstehen im menschlichen Gehirn. Damit dieses Gehirn etwas leisten kann, werden unsere Kinder auch ein gutes Mass an innerer Stärke und Widerstandskraft brauchen, denn unsere Welt ist nicht nur schlauer, sondern auch schneller und stressbeladener geworden. Ja, dazu werden unsere Kinder fundamentale menschliche Kompetenzen brauchen. Diese Grundlagen wachsen von innen. Und deshalb brauchen Kinder auch heute zuallererst einen Entwicklungsraum, indem sie zu Persönlichkeiten reifen können. Die NATUR ist ein solcher Raum-nicht der einzige, aber ein breit wirksamer, ein erfahrbarer Raum für die Entwicklung im eigenen TUN, der Freude am Entdecken und dem selbständigen Gestalten. Das geht tief unter die Haut und führt dazu, dass im Gehirn besondere Botenstoffe ausgeschüttet werden, die dann ähnlich wie Dünger, zur Festigung und Erweiterung all jener neuronalen Netzwerke beitragen, die in diesem Zustand aktiviert werden, die also dieses Gefühl der Freude im eigenen Tun und des Glücks über sich selbst vermitteln. Solche stärkenden Erfahrungen brauchen Kinder mehr als alles andere, um sich auch später im Leben immer wieder wertvoll mit sich selbst und dem, was sie gerade tun, zu verbinden.

Aus dem Buch der beiden Bestsellerautoren Herbert Renz-Polster & Gerald Hüther

Das Malatelier als Entwicklungsraum

Kinder können sich noch viel stärker als wir Erwachsenen mit dem verbinden, was sie tun. Sie versinken dann so sehr in den Malprozess, dass sie alles um sich herum vergessen. Beim Malen beginnt das Kind zu entdecken, zu untersuchen, um nach seinen Vorstellungen gestalten zu können. Auf seiner Entdeckungsreise kann es auf spielerische Art und Weise Kontakt mit seiner Selbstwirksamkeit herstellen. Nichts funktioniert dort auf vorgefertigte Weise, alles kann selbst entdeckt und gestaltet werden. Auch wenn Kinder manchmal unzufrieden sind, mit dem was sie darstellen, wollen sie dennoch die nächste Stufe in ihrer Entwicklung erreichen. Gerade am Bild darf auch erprobt werden, wie es sein kann, wenn’s mal gerade nicht so läuft. Um bei Bedarf den Fehler einfach selbst übermalen und weitermachen zu können. In der Hingabe am bildnerischen Prozess werden alle Sinne angeregt. Es werden die Neugier auf die Umwelt und die Menschen gestärkt.

Kinder, welche das erleben dürfen, sind glücklich, nicht weil sie eine Leistung erbracht haben und dafür Lob und Anerkennung bekommen (das Malatelier ein wertefreier Ort), sondern weil sie Freude am Tätig- und Lebendigsein erfahren können. Beim Malen ergibt sich ein Rhythmus von Entscheiden und Entstehen, von Hervorbringen und In-sich-Aufnehmen, welcher mit unserem Atem vergleichbar ist. Wie beim Durchatmen selbst, erzeugt das schöpferische Lernen ein allgemeines Wohlbefinden.

«Es macht mir persönlich immer wieder sehr viel Freude, wenn ich beobachten kann, wenn Kinder in ihre Kraft kommen und ich dabei in glückliche Gesichter schauen darf!»

Herzlichst,
Jacqueline Saladin

Foto von Kinderhand mit ganz vieler Farbe auf der Haut.